Im Idealfall wächst das implantierte Silikonkissen nach einer Brustvergrößerung im Lauf der Zeit langsam in die Brust ein. Dass sich dabei dünnes Narbengewebe wie eine Kapsel um den Fremdkörper legt, ist eine normale Reaktion des Körpers. Wenn der Körper als Abwehrreaktion vermehrt Bindegew ebe bildet, kommt es bei dieser Verkapselung manchmal zu einer Verhärtung der Brust, einer sogenannten Kapselfibrose. Das kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch zu einer dauerhaften Verformung der Brust führen. Selbst wenn eine Kapselfibrose die Gesundheit nicht gefährdet, können die Schmerzen und die Deformation der Brust zu einer großen psychischen Belastung für die Patientin werden.
Der Schweregrad der Kapselfibrose wird vom Arzt nach der sogenannten "Einteilung nach Baker" diagnostiziert, die von Stufe 1 (unbedenklich und unsichtbar) bis Stufe 4 (schmerzhaft und deformiert) reicht.
Kapselfibrosen der Stufe 1 und 2 bleiben in der Regel unbehandelt, ab Baker-Stufe 3 muss jedoch erneut operiert werden. Dabei wird die verdickte Kapselhaut rund um das Implantat entfernt und das Silikonkissen herausgenommen oder ausgetauscht. Das Risiko, erneut eine Kapselfibrose zu entwickeln, bleibt bei einem Implantataustausch bestehen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Kapselfibrose steigt mit den Jahren, mit denen das Implantat sich in der Brust befindet. Verlässliche Zahlen sind schwer zu ermitteln. Die Angaben schwanken zwischen fünf und 25 Prozent. Fest steht, dass in den ersten zwei Jahren nach der Operation Kapselfibrosen eher selten sind. Ist das Implantat bereits zehn Jahre oder länger im Körper, erhöht sich das Risiko deutlich.
Ist eine Kapselfibrose nicht genetisch bedingt, so kann man ihr am besten mit der Arztwahl vorbeugen. Je präziser und sorgfältiger ein Silikonkissen eingepasst wird, desto geringer ist hinterher die Wahrscheinlichkeit einer schmerzhaften Verkapselung. Bei Verunreinigung mit Bakterien oder im Falle einer Nachblutung steigt das Risiko einer Kapselfibrose. Die Patientin sollte also den Chirurg ihres Vertrauens sorgfältig auswählen und sich dabei nicht in erster Linie von der Budgetfrage leiten lassen.
Bei einer Implantation unter dem Brustmuskel sind Kapselfibrosen seltener. Auch sollen die modernen Implantate (damit sind Implantate ab der sogenannten "4. Generation" gemeint) das Risiko einer Kapselfibrose senken. Sie sind nicht nur besser vor Auslaufen geschützt, sondern besitzen auch eine leicht angeraute Oberfläche, die schmerzhafte Verkapselungen verhindern helfen soll.
Nach einer Bestrahlung ist das Risiko einer Kapselfibrose deutlich erhöht. Wurde die Brust z.B. nach einer Krebserkrankung entfernt, sollte ein Wiederaufbau, bei dem Silikonkissen zum Einsatz kommen, erst erfolgen, wenn die Strahlenbehandlung abgeschlossen ist.
aktualisiert am 06.09.2019