Interview: Herr Prof. Ticlea zum Thema Brustvergrößerungen
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Thema: Brustvergrößerungen mittels eigener Fett- und Stammzellen
PdS: Herr Prof. Ticlea, wann hat eigentlich die medizinische Brustvergrößerungen begonnen?
Interview mit Herr Prof. Ticlea zum Thema Brustvergrößerungen
Prof. Ticlea: Die Geschichte der Frauen und deren Wunsch nach einer schönen, großen und vor allem wohlgeformten Brust sind keineswegs neuzeitlich. Bereits vor rund einhundert Jahren wurden mittels verschiedener Methoden Versuche unternommen ein auf natürlicher Weise vorhandenes Körperfett an einer Stelle zu entnehmen, um es innerhalb einer anderen Körperpartie wieder einzubringen.
Hinsichtlich des Füllmateriales für eine schöne weibliche Brust waren die einstigen Ärzte recht erfinderisch, denn neben Paraffin wurden selbst Ideen laut, dass man durchaus Glaskugeln zum Einsatz bringen könnte. Ideen, die heute jedoch unvorstellbar sind, jedoch aufzeigen, dass selbst damals schon eifrig versucht wurde Frauen in ihrem Unglücklichsein im Bezug auf ihre Brust eine Unterstützung zur Abhilfe geben zu können.
Mit der Entwicklung der ersten Silikon-Implantate in den 60-er Jahren waren solche Gedankengänge ad Acta gelegt. Doch leider zeigte sich, dass diese Implantate nicht ganz ohne jegliches Risiko für die Trägerin waren. So kam es sehr häufig zu einem Auslaufen des Füllmaterials oder auch zu einer sehr schmerzhaften Kapselfibrose, die sich mit starken Verhärtungen aufzeigt und folglich eine weitere Operation nach sich zog und auch heute immer wieder einmal eine solche nötig werden lässt. Obwohl hunderttausende dieser Implantate seit den Anfängen erfolgreich zur Brustvergrößerung eingesetzt wurden, durchlief in den folgenden Jahren die Entwicklung neuer Materialien und auch Operationsmethoden der Brustvergrößerung eine Reihe von Überlegungen und Forschungsarbeiten.
PdS: Wann gab es die ersten Erfolge des Fettabsaugens und der parallelen Brustvergrößerung?
Prof. Ticlea: Nur wenige Jahre später wurde dann eine neue Möglichkeit der ästhetischen Schönheitschirurgie zu einem wahren Renner: Die Fettabsaugung an Bauch, Beine oder Po. Dank dieser Erweiterung des Repertoires in Sachen Schönheit, blieb es nicht lange aus, dass über die Verwendung des abgesaugten Körperfettes nachgedacht wurde, was als eine wahre Geburtsstunde der Brustvergrößerung mittels Eigenfett galt.
Doch auch hier kam es zu einigen unerwünschten und auch unangenehmen Nebenwirkungen für die schönheitssuchenden Frauen. Aufgrund der noch reichlich unzulänglich vorhandenen medizinischen Kenntnissen über die zu verwendete Menge an Eigenfett, kam es unter anderem zu Verkalkungen in den abgestorbenen Fettzellen oder auch zu einer Bildung von Knoten. Fast schon als Kunstfehler in der ästhetischen Medizin verteufelt, lag diese Methode der Brustvergrößerung dann erst einmal bis in die 90-er Jahre recht brach.
Ab diesem Zeitpunkt jedoch konnten die ersten erfolgreichen Ergebnisse der Stammzellenforschung belegt werden und die Brustvergrößerung mit einem Eigenfett erlebte eine wahre Renaissance. Wie bei allen Neuerungen kam es in den Anfängen ebenfalls zu Schwierigkeiten und Unsicherheiten, so etwa zu den Aspekten wie viel Fett entnommen werden müsste oder auch wie die Fettzellen eine möglichst effiziente Aufbereitung erhalten sollten.
Heute ist dank den Forschungen des amerikanischen Unternehmens Cytori Technologies ein sogenanntes standardisiertes Verfahren namens Celution-System entwickelt worden, dass die einstigen Probleme in der Brustvergrößerung mit Eigenfett der Vergangenheit angehören lassen. Nachdem die Unbedenklichkeit für diese Methode bescheinigt wurde, führte Japan als eines der ersten Länder die neue Behandlungsmethode der Brustvergrößerung mittels dem Einsatz des eigenen Körperfettes und folglich der Verwendung von Stammzellen ein. Seit August 2009 wird dieses Verfahren der Vergrößerung einer weiblichen Brust unter anderem auch in Deutschland in der Kölner T-Klinik erfolgreich eingesetzt.
PdS: Herr Prof. Ticlea, was sind eigentlich erwachsene Stammzellen?
Prof. Ticlea: Der Begriff Stammzellen in unterschiedlichen Therapieformen sind heute fast ständig in den Medien zu lesen oder zu hören. Bei diesen ursprünglichen Stammzellen handelt es sich um Körperzellen, die eine Ausdifferenzierung in vielfältige Gewebe und Zelltypen aufweisen. In der Thematik der Brustvergrößerung sind sie derzeit noch etwas unbekannter, allerdings gelten diese verschiedenen Stammzellen mittlerweile auch und besonders in der Therapie von Erkrankungen wie etwa Alzheimer, Organschäden, Hauttransplantationen nach Verbrennungen oder Hautkrebs, sowie für Verfahren bei Herzinfarkten als wahre Hoffnungsträger im Rahmen neuer Behandlungsansätze.
PdS: Was genau verbirgt sich hinter dem Celution-System?
Prof. Ticlea: Das Celution-System wurde von dem amerikanischen Unternehmen Cytori Technologies als ein standardisiertes und folglich reproduzierbares Verfahren im Bereich der Isolierung von Fettzellen aus den Stammzellen entwickelt. Dieses effektive Verfahren wird heute in der Durchführung von Brustvergrößerungen erfolgreich eingesetzt und das nicht nur in Übersee, sondern seit einiger Zeit auch im europäischen Raum. Als derzeit einzig standardisierte Verfahren ist das Celution-System von den entscheidenden Gesundheitsbehörden zugelassen und ermöglicht es garantierte vorhersagbare reproduzierbare Ergebnisse hinsichtlich einer Brustvergrößerung zu liefern.
PdS: Herr Prof. Ticlea, an welchen Stellen wird das Körperfett genau entnommen und ist der Eingriff gefährlich?
Prof. Ticlea: Die Entnahme des Eigenfettes kann grundsätzlich an jeglichen Körperpartien erfolgen. Unter der Betrachtung der Risiken, erweist sich eine Brustvergrößerung mittels des Celution-Systems nicht als risikoreicher als es bei den herkömmlichen Verfahren der Fall ist. Im Gegenteil, denn zusätzlich ergeben sich zahlreiche Vorteile für eine Frau mit dem Wunsch nach einer schönen Brust, zumal zahlreiche wissenschaftlich fundierte Studien keinerlei krebsauslösende Aspekte in dem behördlich zugelassenen Verfahren aufweisen konnten.
Prof. Ticlea: Tatsächlich erweist sich eine Brustvergrößerung mit der Hilfe von Stammzellen aus dem Eigenfett als dauerhaft. Das Ergebnis der Behandlung ist durchschnittlich nach vier Wochen sichtbar, was darauf gründet, dass das Fettgewebe nach diesem Zeitraum angewachsen ist, über die Ausbildung von Blutgefäßen verfügt und im Folgenden auch mit dem weiteren umliegenden Körpergewebe eine fixe Verbindung eingehen konnte. PdS: Welche Indikationen für eine Brustvergrößerung mittels Stammzellen gibt es?
Prof. Ticlea: Wie bei allen medizinischen Eingriffen gibt es natürlich auch bei einer Brustvergrößerung mittels Eigenfett und folglich dem Einsatz von Stammzellen die berühmten Indikatoren und auch Kontraindikationen oder simpel ausgedrückt die Für und Wider.
Für solch einen ästhetischen-chirurgischen Eingriff sind die besten Voraussetzungen, wenn folgende Gegebenheiten bei der betreffenden Frau vorhanden sind:
Als eine der wichtigsten Voraussetzungen gilt das Vorhandensein von genügend Eigenfett
Relativ kleine und leicht hängende Brüste
Brüste in einer asymmetrischen Form
Eine vorhandene partielle Mastektomie
Als Kontraindikationen, und folgerichtig Gegenanzeigen, erweisen sich hingegen stark hängende Brüste, der Wunsch nach einer sehr großen Brustvergrößerung oder auch das Fehlen von genügend eigenem Körperfett. Dieses stellt die Basis der Fettzellen und folglich der Stammzellentherapie im Rahmen einer Brustvergrößerung dar.
PdS: Welche Vor- und Nachteile einer Stammzellen und Eigenfett Brustvergrößerung gibt es?
Prof. Ticlea: Bestehen die wichtigsten Indikatoren für eine stammzellenbasierende Vergrößerung der Brust, dann erweist sich dieser medizinisch-ästhetische Eingriff als weitaus vorteilhafter gegenüber der bereits seit längerer Zeit angewandten Methode des Implantierens von Silikonpolster.
Zum einen besteht keine Notwendigkeit ein Implantat zu wechseln und für den Organismus folglich auch keine nachteilige Reaktion aufgrund der nicht vorhandenen Fremdkörper
Es wird keine Vollnarkose nötig und eine Narbenbildung bleibt aus
Das Risiko einer auftretenden Kapselfibrose ist ausgeschlossen
Die Schmerzen ähneln höchstens dem eines Muskelkaters
Nebenwirkungen oder geringfügige Komplikationen sind ähnlich wie bei einem Eingriff einer reinen Fettabsaugung
Ein stationärer klinischer Aufenthalt wird nicht erforderlich
Zudem handelt es sich bei dieser Variante der Brustvergrößerung um ein standardisiertes Verfahren mit stetig reproduzierbaren Ergebnissen unter der Prämisse der wissenschaftlich abgesicherten vielfältigen Studien. Als einziges zugelassenes Verfahren lässt sich zudem eine 100%ige Anwachsung des Gewebes ermöglichen.
Allerdings ist keine Medaille nur einseitig, weshalb selbstverständlich auch Nachteile bei der Brustvergrößerung mit Eigenfett zu nennen sind. Diese bestehen in den Tatsachen, dass genügend eigenes Fettgewebe vorhanden sein muss und nicht jede weibliche Brust für diese Methode geeignet ist, sowie gegenüber den herkömmlichen Brustvergrößerungsmethoden auch höhere Kosten anfallen, die jedoch durch die vielfältigen sichtbaren und fühlbaren Ergebnisse durchaus aufgehoben werden.