Ob Botulinumtoxin in den Lippen für einen volleren Schmollmund mittels Lip Flip oder das Botox® gegen Stirnfalten eingesetzt wird – so effektiv dieser Wirkstoff ist, es handelt sich nichtsdestotrotz um ein Nervengift. Falsch angewendet gehören Lähmungen zu den möglichen Risiken. Nichtsdestotrotz bewerten Ärzte sowie Versicherer das Risiko einer Botox®-Injektion als überschaubar.
Um zu verstehen, welche Langzeitnebenwirkungen und Schädigungen mit Botox® in Zusammenhang stehen, ist ein besseres Verständnis dieses Wirkstoffs unerlässlich. In der Umgangssprache ist zwar von Botox® die Rede, was auch einem Handelsnamen entspricht (neben Vistabel®, Azzalure®, Bocouture® und anderen). In der Fachsprache heißt das Nervengift allerdings wie folgt:
Dabei handelt es sich um Proteine mit einer neurotoxischen Wirkung: Der Begriff „toxisch“ weist darauf hin, dass es sich um ein Gift handelt, während die Abkürzung „neuro“ klar macht, dass von einem Nervengift die Rede ist. Dass Botulinumtoxin überhaupt mit einer Giftwirkung einhergeht, ist darauf zurückzuführen, dass dieser Wirkstoff die Übertragung der Erregung der Nervenzellen hemmt.
Botox® ist zwar im Erdboden zu finden. Um daraus jedoch ein Anti-Aging-Mittel zu machen, kommt der Botox®-Bakterienstamm in große Tanks. Dort können sich die Bakterien vermehren. Das Nervengift muss aus dieser Masse durch ein aufwändiges Reinigungsverfahren schließlich noch herausisoliert werden.
Wenn zu viel Botulinumtoxin an der falschen Stelle gespritzt wird, führt dies schnell zu unschönen Gesichtsentgleisungen. Davon können einige Stars ein Lied singen. Ob Donatella Versace oder Priscilla Presley, bei ihnen hat zu viel Botox® bereits zu einem eher künstlichen Aussehen geführt. Die Kunst bei einer Botox®-Behandlung der Stirnfalten besteht darin, wirksam gegen die Falten vorzugehen, ohne die Mimik des Patienten komplett lahmzulegen. Wer nicht mehr die Stirn runzeln kann, dem ist seine Botox®-Behandlung sofort anzusehen.
Während Botox® die Muskeln nur entspannen und Falten dadurch glätten soll, kann das Nervengift die Muskeln auch komplett lähmen. Sofern die Gesichtsmuskeln gelähmt sind, ist dieser Effekt zum Glück nicht von Dauer. Botulinumtoxin blockiert die Nervenimpulse nur temporär. Über den Zeitraum von mehreren Monaten hinweg baut der Körper die Substanz ab. Das ist der Grund, warum dann entweder ein weiterer Gang zum Schönheitschirurgen ansteht oder sich die Patienten über ihre zurückgewonnene Mimik freuen können. Der Wirkungszeitraum beträgt zwischen drei und sechs Monaten.
Um gegen Falten anzugehen, kommt Botox® im Übrigen in einer 100- bis 1000-mal niedrigeren als der tödlichen Dosis von 0,001 Mikrogramm Botulinumtoxin pro Kilogramm des Körpers zum Einsatz. Eine Dosis von 30 bis 40 Ampullen könnte hingegen zu lebensbedrohlichen Konsequenzen führen. Derart viel Botox® wird sich jedoch niemand freiwillig unter die Haut spritzen lassen. Eine doppelte Menge der regulären medizinischen Dosis reicht allerdings aus, um starke Bewegungseinschränkungen für einen Zeitraum von einem halben Jahr zu verursachen.
Zusammenfassend gehen Botulinumtoxin-Injektionen darüber hinaus mit den folgenden Risiken einher:
Abhängig davon, wo Botulinumtoxin injiziert wurde, variieren die möglichen Nebenwirkungen. Kommt es bei einer Botox®-Behandlung der Stirnquerfalten zu Nebenwirkungen, so können die Augenbrauen dadurch absinken. Eventuell sieht der Patient anschließend Doppelbilder oder er ist von einem gestörten Lidschluss betroffen. Bei einer missglückten Zornesfaltenbehandlung könnten die Lider ebenfalls absinken oder die inneren Augenbrauenteile absinken oder anschwellen.
Während Schwellungen im Bereich der Augen bei einer Behandlung der Krähenfüße möglich sind, können Injektionen der Mundregion andere Folgen haben wie Trinkstörungen sowie Sprachstörungen. Angesichts der möglichen Risiken ist eine Botox®-Behandlung nicht für alle Personengruppen zu empfehlen. Für folgende Personen gilt, dass sie Abstand von Botox®-Schönheitsbehandlungen nehmen sollten:
Ein Verlust an Natürlichkeit und ein Mimikverlust gehören zu den wohl größten Ängsten der Patienten. Dabei ist das Risiko hierzulande gering. Das ist darauf zurückzuführen, dass Ärzte in Europa generell auf eine niedrige Dosis zurückgreifen. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist hingegen eine höhere Dosis an der Tagesordnung. Patienten können dort auch leichter einen Arzt finden, der ihnen übertrieben häufig Botox injiziert. Dann kann ein Maskengesicht tatsächlich zur unglücklichen Folge solch einer Behandlung werden.
Im Internet sind auf verschiedenen unseriösen Seiten sogar Botulinumtoxin-Sets zur Selbstbehandlung erhältlich. Warum eine Eigeninjektion von Botulinumtoxin keine gute Idee ist, dürfte angesichts der Risiken klar sein. Dabei lassen sich die Risiken der Botulinumtoxin-Eigenspritzung wie folgt zusammenfassen:
Dass Botox® zu Langzeitschäden führen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Die Statistiken der bereits durchgeführten Botulinumtoxin-Behandlungen zeigen, dass es bisher weder zu schweren Allergien noch zu Todesfällen im Anschluss an eine ästhetische Injektion gekommen ist. Angesichts der Tatsache, dass sich bereits Millionen von Patienten haben Botox® spritzen lassen, dürfte dies die meisten Interessenten und Anwender beruhigen.
Auch die Haftpflichtversicherer der Ärzte schätzen das Risiko als gering ein. Botox®-Behandlungen führen zu keiner wesentlich höheren Versicherungsprämie. Dies zeigt, dass die Versicherer von keinem hohen Risiko für kostspielige Langzeitschäden ausgehen. Langzeitnebenwirkungen sind trotz Jahrzehnten von durchgeführten Behandlungen schlichtweg nicht bekannt.
Dass Botox® im Jahr 2008 trotzdem in der Presse „zerrissen“ wurde, hat einen anderen Grund. Damals wurde von möglichen Todesfällen im Zusammenhang mit dem Mittel berichtet. Allerdings bezogen sich die fraglichen Fälle nicht auf die kosmetische Anwendung von Botox®. Vielmehr ging es bei den Fällen um eine medizinische Nutzung des Wirkstoffs, wie sie bei schweren Nerven- und Muskelkrankheiten stattfindet. Bei diesen Anwendungen kommt Botulinumtoxin zudem in einer viel höheren Wirkstoffkonzentration zum Einsatz.
Dass Botulinumtoxin tatsächlich den Tod der Patienten verursacht hatte, konnte auch in diesen Fällen nicht nachgewiesen werden. Alles in allem lässt sich festhalten, dass es sich bei Botox® um ein weitestgehend sicheres Medikament handelt. Nebenwirkungen sind selten, sofern sich die Patienten Botox® von einem erfahrenen Anwender spritzen lassen.
Darüber hinaus baut der Körper den Stoff im Laufe der Zeit ab, sodass nicht von dauerhaften Nebenwirkungen auszugehen ist. Ein Blick auf eine Studie aus dem Jahr 2007 hat zudem gezeigt, dass die Nebenwirkungsrate bei 1000 behandelten Patienten für die meisten der genannten Nebenwirkungen bei unter 1,5 Prozent lag. Sofern die korrekte Dosis beim entsprechenden Muskel zum Einsatz kommt, können sich die Patienten also auf einer vergleichsweise sicheren Seite wissen. Das größte Risiko besteht bei einem geschulten Anwender wohl in einem Bluterguss im Bereich der Injektionsstelle.
Eine der Langzeitfolgen einer Botox®-Behandlung kann allerdings darin bestehen, dass der Patient Antikörper gegen das Präparat entwickelt. Dies stellt jedoch kein sonderlich großes Problem dar. Immerhin gibt es eine Reihe von zugelassenen Botulinumtoxin-Produkten auf dem europäischen Markt. Funktioniert ein Präparat bei einem Patienten nicht mehr, so kann der behandelnde Arzt oft einfach auf eine andere Variante von Botulinumtoxin umsteigen.
aktualisiert am 05.06.2019