Cellulite oder Orangenhaut trifft sehr viele, auch schlanke und jüngere Frauen. Die straffe, glatte Haut an den Oberschenkeln weicht einer welligen Oberfläche, deren Struktur an die Außenschale einer Orange erinnert, daher der zweite Name.
Eine Liposuktion oder Fettabsaugung ist im Falle von Cellulite eine relativ teure Methode der reinen Symptombekämpfung. Die Veränderung der Hautoberfläche geht nämlich nicht auf ein Zuviel an Fettzellen, sondern auf die besondere Struktur und Beschaffenheit des weiblichen Bindegewebes zurück. Das ist bei Frauen viel weicher und nachgiebiger als bei Männern. Es bildet kein Netz mit robusten Längs- und Querstreben wie beim Mann, sondern eher lockere, in eine Richtung verlaufende Verstrebungen. Die Ober- und Unterhaut sind insgesamt dünner. Zudem hat Mutter Natur bei der Frau genau den Bereich von Hüften, Gesäß und Oberschenkeln als idealen Speicherort von Körperfett für „harte Zeiten“ vorgesehen. Darum quellen gerade hier besonders wachstumsfreudige Fettzellen durch das beschriebene lockere Bindegewebe und sorgen für die leidige Hügellandschaft auf der Haut. Obendrein leistet das Hormon Östrogen der Entstehung von Fettzellen und Wassereinlagerungen Vorschub. Stress, eventuell Nikotin und leichtes Übergewicht sind pures Gift für ein stabiles Bindegewebe. Selbstverständlich spielt die jeweilige Veranlagung zu strafferem oder weicherem Bindegewebe eine entscheidende Rolle.
Je mehr und je größere Fettzellen sich bilden und das Gewebe zusammenpressen, desto schlechter werden Hautdurchblutung und Lymphabfluss. Gezielte, konsequente Workouts, eine insgesamt gut trainierte Muskulatur, viel Bewegung für eine gute Durchblutung, vernünftige und gesunde Ernährung, dazu ein Verzicht auf sehr salzige Speisen und Nikotin können das Bindegewebe deutlich kräftigen und das Hautbild verbessern.
Viele angepriesene „Wundermittel“, vom speziellen Vitamin- und Aminosäuren-Präparat hin zu Saugpumpmassagen, Gels und Cremes bis zum Einsatz von Schwachstromelektroden zum lokal verstärktem Fettzellenabbau kosten vor allem Geld. Wirksam sind sie bei der einen Frau, bei einer anderen nicht.
In extremen Fällen können mit einer Liposuktion die Körperkonturen korrigiert und Fettzellenansammlungen beseitigt werden. Begleitet von Maßnahmen, die das Bindegewebe kräftigen, werden sich bleibende Verbesserungen einstellen. Aktuell existiert eine Operationstechik, die radiofrequenz-assistierte Liposuktion (RFAL), mit der Defekte im Bindegewebe gleich mit behoben werden können. Diese Technik mit dem BodyTite-Gerät ist in Deutschland relativ neu. Durch eine Hauterwärmung während der Absaugung wird die Haut deutlich gestrafft.
Anders liegt die Situation beim typisch weiblichen Lipödem, als Reiterhosensyndrom oder Säulenbein bekannt. Hier ist Cellulite nur ein begleitendes Symptom einer genetisch bedingten Fettverteilungsstörung, die mit Schmerzen und schweren Beinen, später auch mit Fett-und Flüssigkeitsanlagerungen bis an die Knie und an den Armen einhergeht. Dagegen helfen weder hartes Training noch eiserne Diät. Eine Fettabsaugung kann hier deutliche Erleichterung, wenn auch keine Heilung bringen: Die Schweregefühle und Schmerzen in den Beinen können durch eine Reduktion des Fettgewebes in den betreffenden Bereichen für lange Zeit beseitigt werden. Für viele Betroffene sind erst danach wieder Sport und echte Bewegungsfreude möglich. In diesen Fällen verhilft die Liposuktion als einziges durchschlagendes Mittel zu mehr Lebensqualität.
Wichtig ist es, den Ursachen für das Lipödem auf den Grund zu gehen: Neben der Genetik können auch Autoimmunerkrankungen, Schilddrüsen- und andere Stoffwechselstörungen die Auslöser sein und müssen in diesen Fällen behandelt werden.
aktualisiert am 12.08.2019